Balkonkraftwerke

Mini-Solaranlagen, besser bekannt unter dem Begriff „Balkonkraftwerke“, werden zurzeit von vielen Firmen zum Kauf angeboten.

Der Reiz dieser Solaranlagen besteht darin, dass Sie relativ preiswert sind. Die Angebotspreise reichen von 499,- € bis knapp 1.000,- €. Allerdings ist ein genauer Vergleich vor der Anschaffung ratsam.

Es gibt nämlich erhebliche Unterschiede bei der Leistung (in Watt angegeben) und beim zum Betrieb notwendigen Zubehör wie Wechselrichter (verwandelt den erzeugten Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom) sowie Zubehör wie Anschlusskabel, Halterungen zum Anbringen auf dem Dach, Balkon etc. und die Kosten für die Anlieferung.

Balkonkraftwerke müssen beim Netzbetreiber (z.B. NEW) und bei der Bundesnetzagentur für Solarstrom angemeldet werden. Die Maximalleistung des Wechselrichters darf 600 Watt nicht überschreiten. Da die produzierte Elektrizität nicht immer vollständig in Ihrem Haus / ihrer Wohnung genutzt wird, würde in diesen Fällen Ihr Stromzähler rückwärts laufen. Da das aber zurzeit (noch?*) verboten ist, muss der Netzbetreiber auf seine Kosten einen Stromzähler mit Rücklaufsperre installieren.

Was können diese Anlagen?

Das hängt natürlich von der Lage der Solarpaneelen ab. Gibt es Schattenwurf durch Gebäude oder Bäume oder sind die Paneelen optimal zum Sonnenlauf ausgerichtet? Bei einem optimalen Standort (im Sommer bei vollem Sonnenschein von morgens bis abends) können die Anlagen die durch den Wechselrichter begrenzten 600 Watt durchaus erreichen. In der Praxis sind an „guten“ Tagen um die 5 Kilowattstunden (kwh) am Tag realistisch. Bei bedecktem Himmel und im Winter (kürzer hell) ist es natürlich deutlich weniger. Bei einem Strompreis von ca. 40 Cent/kwh  (Strompreise sinken aktuell; bei Verivox gibt es Angebote um die 28 Cent/kwh für Neukunden) kann sich jede/jeder ausrechnen, ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt.

Hier noch einige Hinweise aus der Praxis:

Solarpaneelen bestehen zum großen Teil aus Glas. Deshalb sollten Sie das Paket mit einem Zeugen (z.B. Nachbar mit Fotoapparat) öffnen, um Transportschäden beweisen zu können.

Lassen Sie das Minikraftwerk von einem versierten Hobbyelektriker oder von einem Elektriker anschließen. So einfach, wie es in der Werbung oft dargestellt wird, ist es nämlich oft nicht. Je nach den örtlichen Begebenheiten müssen Anschlusskabel verlegt werden, und eventuell muss auch im Sicherungskasten etwas geändert werden.

Die Anmeldung der Anlage bei dem Netzbetreiber (hier vor Ort die NEW) ist relativ einfach – Antrag siehe hier [Link].

Die Anmeldung bei der Netzagentur dagegen ist etwas komplizierter. Besorgen Sie sich vor der Anmeldung den Längen- und Breitgrad Ihres Grundstücks (es wird trotz der Postadresse danach gefragt!) – können Sie bei „Google Maps“ erfahren.  Dazu möchte die Agentur noch den Neigungswinkel der Paneele zur Sonne wissen (schätzen)! [Link]

Bei vielen Anbietern kann man eine App herunterladen, auf der angezeigt wird, wie viel Strom zurzeit und auflaufend über einen Zeitraum produziert wurde. Dort kann man auch meist seinen aktuellen Strompreis eingeben, und es wird angezeigt wie viele Euro eingespart wurden.

Sollten Sie die Solarpaneelen auf Ihrem Dach anbringen, achten Sie auf gute Erreichbarkeit, denn die Paneelen müssen immer wieder von Staub und Schmutz gereinigt werden, da sonst die Leistung sinkt.

(noch?*):

Wenn die Stromzähler mit Rücklaufsperre montiert werden, besteht Ihr Einsparpotential lediglich darin, den momentan erzeugten Strom im selben Augenblick zu verbrauchen. Der mehr erzeugte Strom läuft ohne Vergütung ins Stromnetzt des Betreibers. In diesem Fall sollten Sie also Waschmaschine, Geschirrspüler etc. über Tag laufen lassen, um den selbstproduzierten Strom optimal nutzen zu können.

Um zu verhindern, dass Ihr produzierter Strom ungenutzt verpufft, können Sie sich einen Stromspeicher (Batterie) anschaffen, der den von Ihrer Anlage erzeugten Strom speichert und für die Zeiten bereithält, an denen Sie mehr Strom verbrauchen. Auf dem Markt werden Stromspeicher abhängig von der Speicherkapazität zwischen 1.800,- und 3.600,- Euro angeboten.

Allerdings gibt es Anzeichen, dass die Regierung das Verbot des rückwärts laufenden Zählers aufheben wird. Das würde den Vorteil der eigenen Solaranlage erheblich steigern, denn jede erzeugte Kilowattstunde senkt dann Ihren Stromverbrauch, und einen Stromspeicher benötigen Sie dann auch nicht mehr.

Fazit:

Ob sich eine Mini-Solaranlage lohnt, hängt wie oben beschrieben von viel Faktoren ab. Ich persönlich denke, dass sich die Preise für diese Minikraftwerke weiter reduzieren werden und dass von Seiten der Politik verbesserte Bestimmungen zu erwarten sind: Erhöhung der erlaubten Wattzahlen für die Balkonkraftwerke, Erlaubnis, die Zähler weiterhin rückwärts laufen zu lassen etc.

Aber vielleicht erwägen Sie die Anschaffung so einer Anlage ja nicht nur aus finanziellen Gründen …

Nachtrag:

Die Gemeinde Niederkrüchten fördert die Anschaffung eines Balkonkraftwerks (Stecker-PV-Anlage) ab dem 01.07.23 mit bis zu 200 Euro [Link]!

Matthias Dumpf für

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