Der Neandertaler und sein Museum

Der Neandertaler:

In der Nähe der Kreisstadt Mettmann liegt das wild-romantische Neandertal. Es wurde1674 nach dem Theologen und Dichter Joachim Neander benannt, der dort Gottesdienste abhielt. Im 19. Jahrhundert wurde im Neandertal der dort reichlich vorkommende Kalkstein abgebaut.

Mitte August 1856 entdeckte ein Arbeiter bei diesen Arbeiten in einer natürlichen Höhle einige Knochenstücke, die er aber achtlos beiseite warf. Durch einen glücklichen Zufall fielen diese Knochenstücke den Besitzern des Steinbruchs (Wilhelm Beckershof und Friedrich Wilhelm Pieper) in die Hände. Sie übergaben die Knochenfunde an den in Wuppertal lebenden Naturwissenschaftler Johann Carl Fuhlrott. Dieser erkannte, dass es sich um sehr alte Knochen einer früheren menschlichen Spezies handeln könnte. Der Bonner Anatom Hermann Schaaffhausen, der aufgrund von Presseberichten auf den Fund aufmerksam wurde, kam nach eingehender Untersuchung zu derselben Überzeugung.

Fuhlrott und Schaaffhausen präsentierten den Fund im Juni 1857 auf der Generalversammlung des „Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande“ – aber der größte Teil der anwesenden Teilnehmer schlossen aus, dass es sich bei den Funden um menschliche Überreste einer sehr alten „Menschen-Art“ handeln könnte.

Die Anerkennung des Neandertalers als eine eigenständige, von Homo Sapiens abweichende Menschenform, setzte sich erst endgültig durch, nachdem 1886 in einer Höhle im belgischen Spy zwei fast vollständig erhaltene Neandertaler-Skelette gefunden worden waren.

Bei Nachgrabungen an der ursprünglichen Fundstelle im Neandertal wurden in den Jahren 1997 und 2000 weitere 60 Knochenfragmente und Zähne entdeckt, die zwei weiteren Neandertalern zugeschrieben werden konnten.

Mittlerweile weiß man, dass der Neandertaler in Europa weit verbreitet war und diese menschliche Spezies in der Zeit von vor ca. 130.000 bis vor 39.000 Jahren lebte. Die Knochen des für die gesamte Spezies übernommene Bezeichnung des Neandertal-Fundes wurden auf ein Alter von ca. 42.000 Jahren datiert.

Es gibt mehrere Theorien, warum der Neandertaler ausgestorben ist.

Der Neandertaler war ein Kältespezialist, lebte er doch in der letzten Eiszeit. Die Sommer zu dieser Zeit waren im Durchschnitt nur ca. 10 Grad warm, und ganz Skandinavien lag unter einer dicken Eisschicht.

Eine Theorie besagt, dass sich durch das Ende der Eiszeit die Temperaturen und dadurch bedingt auch die Pflanzenwelt dramatisch schnell veränderte. Die bevorzugten Beutetiere des Neandertalers (Mammute und anderes Großwild) wanderten in kältere Region aus, was dazu führte, dass dem Neandertaler die Nahrung ausging.

Eine weitere Theorie besagt, dass der vor ca. 40.000 Jahren aus Afrika zugewanderte moderne Mensch heutiger Prägung (Homo Sapiens) besser auf die neuen klimatischen Verhältnisse und das veränderte Nahrungsangebot eingestellt war. Er benutze moderne Waffen zur Jagd, wie zum Beispiel den bei den Neandertalern weitestgehend unbekannten Speer.

Die Neuankömmlinge nutzten – bedingt durch den Klimawandel – die nun größere Nahrungsvielfalt und aßen Beeren, Früchte und Fisch, die in der Regel nicht auf dem Speiseplan des Neandertalers standen.

Hinzu kommt, dass sich der Homo Sapiens schneller vermehrte und der Neandertaler – auch durch die Vermischung zwischen den beiden Gruppen – praktisch „aufgesogen“ wurde. Das bestätigen auch Genanalysen, bei denen sich noch heute in unserem Erbgut Reste der Neandertal-Gene finden lassen.

 

Das Museum:

Das Neandertal-Museum befindet sich unweit der Fundstelle des Neandertalers. Dort wird die gesamte Geschichte der Menschheit von den ältesten Funden in der afrikanischen Savanne (ca. 4 Millionen Jahre alt) bis in die Neuzeit erzählt.

Schwerpunkt des Museums ist natürlich der Neandertaler. Hier wird sehr detailiert seine Geschichte und sein damaliges Lebensumfeld dargestellt. Im Eintrittspreis sind Kopfhörer enthalten, die den Besucher / die Besucherin neben den vielen Schauobjekten mit zusätzlichen Informationen versorgen.

Besonders für Kinder gibt es viele aktive Möglichkeiten, mehr über den Neandertaler und über die Welt wie sie damals war zu erfahren. So können damalige Techniken (z. B wie der Neandertaler Feuer gemacht hat) erlernt werden. Das Museum bietet auch die komplette Gestaltung einer altersgerechten Kinder-Geburtstagsfeier an.

Neben dem Museum steht der „Erlebnisturm Höhenblick“, in dem man auf einer Länge von 360 Metern in die Steinzeit wandern kann. Ganz Mutige können in einem 20 Meter hohen Klettertunnel den Ausblick über den Turm genießen.

Wer möchte, kann auch einen Ausflug zu den Wildgehegen im Neandertal machen. Dort gibt es Wisente, Auerochsen und Tarpanen (Pferdeart) – allesamt lebende Abbildzüchtungen von Tieren, wie sie zu Zeiten des Neandertalers lebten (siehe. auch Link unten).

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Matthias Dumpf für

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