Sie haben diese drei Begriffe noch nie gehört bzw. schon einmal gehört, kennen aber die Bedeutung / Inhalte nicht so genau? Dann gehören Sie zu der großen Mehrheit der Bundesbürger. In anderen Ländern (z.B. den USA, Israel und den Niederlanden) werden diese Techniken und Verfahren schon längere Zeit intensiv zur Verbesserung des Zusammenlebens im privaten und beruflichen Bereich genutzt.
Konflikte und unterschiedliche Interessen zwischen Menschen gehören zum Alltag. Alle drei der hier genannten Fähigkeiten können zu einer gesteigerten Lebensqualität im zwischenmenschlichen Bereich führen, weil sie Möglichkeit bieten, Probleme und Konflikte so zu lösen, dass alle Beteiligten mit der erarbeiteten Lösung leben können …
Gewaltfreie Kommunikation (GK)
Die GK dient dazu, die eigenen Anliegen meinem Gegenüber sprachlich so mitzuteilen, dass er meiner Kritik, Wünschen und Anregungen gegenüber offen bleibt und nicht die Verteidigungs- oder Abwerhaltung einnimmt.
Transaktionsanalyse (TA)
Die Transaktionsanalyse befasst sich mit der Fragestellung, warum sich Menschen so fühlen, so denken und so verhalten, wie sie es im Moment tun. Die TA ist ein Instrument, welches hilft, die stattfindende Kommunikation (Transaktion) zu analysieren und so den Menschen zu helfen, besser und erfolgreicher zu kommunizieren.
Mediation
Viele Konflikte zwischen Menschen können von den beteiligten Parteien nicht mehr selbstständig gelöst werden. Eine Lösung dieses Problems ist die Hinzuziehung eines Konfliktlösers (Mediators). Der Mediator ermöglicht mit Hilfe von Mediationstechniken, dass die Konfliktparteien wieder auf der Sachebene miteinander kommunizieren können und mit Hilfe des Mediators den Konflikt lösen bzw. zu einer für die Konfliktparteien akzeptablen Lösung kommen.
Gewaltfreie Kommunikation:
1984 gründete Marshall B. Rosenberg in den USA das Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation. Rosenbergs These besagt, dass es vier Faktoren zu beachten gilt, um gewaltfrei kommunizieren zu können:
1. Die Beobachtung
Die Wahrnehmung einer Situation, ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren. „Die letzten beiden Male hast Du kein Druckpapier aufgefüllt.“
2. Das Gefühl
Erst jetzt beschreiben, was man fühlt. „Das ärgert mich.“
3. Das Bedürfnis
Schildern, was man sich wünscht. „Ich wünsche mir, dass wir diese Arbeit gemeinsam erledigen!“
4. Die Bitte
Vorschläge zur Beseitigung der Konfliktursache(n). „Können wir einen Plan am Drucker anbringen, wer in welcher Woche das Papier nachfüllt?“
Eine bewertende und verurteilende Sprache führt nur dazu, dass der andere sich verteidigt und eine Lösung des Konflikts erschwert wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es so keine Dauerhafte Lösung des Konflikts geben wird. „Du füllst nie das Druckerpapier nach!“ „Du vergibst Dir doch nichts, wenn Du das mal selbst machst!“ usw.
Beispiel-Formulierungen für Beobachtungen
Beispiel-Formulierungen für Gefühle
Beispiel-Formulierungen für Bedürfnisse
Handlungen anderer nicht bewerten, sondern versuchen, die Motivation dahinter zu ergründen.
Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken, ohne die GesprächspartnerInnen zu beschuldigen oder zu kritisieren.
Auf der Ich-Ebene bleiben, Dein Gegenüber fühlt sich i.d.R. nicht angegriffen.
Die Du-Ebene beinhaltet immer einen Vorwurf, eine Bewertung.
Bitten klar formulieren, ohne anderen zu drohen, sie zu manipulieren oder zu erpressen.
Vorwürfe, Kritik und Forderungen anderer nicht persönlich nehmen, sondern durch mitfühlendes Hören klären, welche unerfüllten Wünsche dahinterstehen.
Eigene Anliegen ausdrücken, ohne die Beziehung zum anderen zu gefährden – und somit die Chance erhöhen, das zu erreichen, was wir erreichen möchten.
Mehr zu diesem Thema siehe [Link].
Transaktionsanalyse:
Die Transaktionsanalyse wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vom Psychiater Eric Berne (USA 1910–1970) begründet. Sie ist eine Methode, die sich mit den Persönlichkeiten von Menschen während einer Kommunikation befasst. Sie ermöglicht das Verhalten von Menschen während der stattfindenden Kommunikation (Transaktion) besser zu verstehen und dadurch die Kommunikation erfolgreicher zu gestalten. Berne geht davon aus, dass jeder sich Mensch während der Kommunikation innerhalb von drei Ich-Zuständen bewegt. (Es gibt pro Ich-Zustand mehrere Facetten.)
Kommunikation aus dem Eltern-Ich
So wie Eltern mit Ihren Kindern sprechen:
Das kann fürsorglich sein: „Du musst immer daran denken, dass …“ / „Pass gut auf, dass kann gefährlich sein …“ / „Lass dich nicht auf das ein …“
Das kann kritisch/erziehend sein: „Wenn du das nicht lässt, dann …“ / „Was fällt dir ein …“ / „Wenn ich du wäre, dann …“
Kommunikation aus dem Erwachsenen-Ich
So wie Erwachsene miteinander sprechen:
Beide Seiten akzeptieren und tolerieren sich. Treffen gemeinsam Entscheidungen. Die Kommunikation ist „gewaltfrei“, ohne Vorwürfe.
Kommunikation aus dem Kind-Ich
So wie Kinder mit Erwachsenen sprechen:
Angepasstes Kind-Ich: „Ich mache das nie wieder …“ / „Wenn ich groß bin, dann …“ / „Das tut mir leid, dass wollte ich nicht.“
Rebellisches Kind-Ich: „Ich will aber…“ / „Ist mir doch egal …“ / „Ich habe keine Lust/Bock …“
Neben der sprachlichen Kommunikation gibt es natürlich auch die Körpersprache und die Tonlage, in der etwas gesagt wird. „Kommst Du bitte mal …“ kann aggressiv oder wertfrei betont werden. Erziehendes/kritisches Eltern-Ich bzw. Erwachsenen-Ich. Aber wie am Anfang beschrieben, kann ich die Themen nur anreißen. Über Körpersprache und Tonlage hier detailliert zu schreiben, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen.
Die folgenden beiden Schaubilder können das Thema Transaktionsanalyse eventuell leichter verständlich machen:
Wenn wir uns ein Gespräch vorstellen, in dem man aus dem Eltern-Ich mit einem Menschen kommuniziert, der sich im Erwachsenen-Ich befindet, wird der das als erziehend, bevormundend empfinden. Wenn man aus dem Kind-Ich mit einem Menschen kommuniziert, der sich im Erwachsene-Ich befindet, wird der die Meinung des anderen und seine Ansichten der Dinge nicht ernst nehmen. Diese zuvor beschriebenen Kreuzkommunikationen werden nur selten ein annehmbares Gesprächsergebnis erzeugen. Nur in einer Transaktion (Kommunikation), in der beide Parteien sich gegenseitig ernst nehmen, sich im Erwachsenen-Ich befinden, ist die Aussicht auf eine für beide Seiten gewinnbringende Kommunikation gegeben.
Mediation:
Es gibt Konflikte, in denen beide Parteien sich im Austausch Ihrer Argumente so „festgefahren“ haben, dass eine Lösung des Konflikts (oft über Jahre) nicht möglich erscheint. Hier hat nur eine Mediation die Chance, doch noch eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu erreichen. Allerdings ist es Voraussetzung, dass beide Konfliktparteien eine Lösung erreichen möchten und einer Mediation zustimmen.
Ablauf einer Mediation:
Der Mediator verschafft sich zunächst einmal einen Überblick, um was es in dem Konflikt geht. Dazu lässt er sich zunächst in einem Vier-Augengespräch von jeder Konfliktpartei schildern, woraus der Konflikt besteht, wie es dazu gekommen ist. Danach gibt es ein erstes Treffen der Konfliktparteien mit dem Mediator, in dem die Regeln für die Mediation vereinbart werden. (Ich bitte um Verständnis, dass ich hier auf Gendersternchen und „innen“ verzichte. Ich tue das nur aus Vereinfachungsgründen. Sie dürfen sicher sein, dass ich niemanden diskreditieren möchte!)
Normalerweise sehen diese so aus: Der Mediator ist der Gesprächsführer, er erteilt das Wort und nimmt es auch wieder nach eigenem Ermessen. Die Konfliktparteien sprechen zu keiner Zeit direkt miteinander. Sie sprechen nur mit dem Mediator. Der Mediator ist nicht neutral, er ist allparteilich, heißt: Er wahrt die Interessen jeder Konfliktpartei. Wird oft falsch geschildert! Der Mediator darf nicht „neutral“ sein, er muss die Interessen jeder Konfliktpartei wahren! Die Dauer einer Mediationssitzung wird einvernehmlich festgelegt, in der Regel max. zwei Stunden. Alle Parteien und der Mediator vereinbaren, dass die in der Sitzung gesprochenen Worte den Raum nicht verlassen werden. Verschwiegenheits-Erklärung. Dann beginnt die eigentliche Mediation, die aber so unterschiedlich ablaufen kann, dass ich hier nur die Grundzüge der Mediation schildern kann. Der Mediator lässt sich abwechselnd von beiden Parteien den Konflikt aus der jeweiligen Sicht des Einzelnen schildern. Er stellt Verständnisfragen, um den Konflikt in allen Facetten „freizulegen“.
Es kommt sehr oft vor, dass der vorgetragene Konflikt ein Stellvertreter-Konflikt ist. Der wahre Konflikt ist ein ganz anderer. Das Fatale bei Stellvertreter-Konflikten ist, dass das den streitenden Parteien in der Regel nicht bewusst ist. Hier braucht der Mediator ein besonderes Gespür und muss die Techniken der Mediation beherrschen, um den wahren Konflikt „freizulegen“.
Ein Beispiel aus der Praxis: Der vordergründige Konflikt war der Garten des Nachbarn „A“. Der Komposthaufen stinkt, der Baum an der Grundstücksgrenze wirft Schatten auf den Rasen, der dadurch immer braun wird. Der Rasenmäher ist zu laut und die Abgase des Mähers sind zu stark. Usw. Es waren schon einige Gerichtsverfahren anhängig. Der wahre Konflikt war der Neid von Nachbar „B“, auf Nachbar „A“, der ein besonderes Talent in der Gestaltung seines Gartens und den sogenannten grünen Daumen hatte. Die Lösung war, dass der Nachbar „A“ bei der Gestaltung des Gartens von Nachbar „B“ mithalf und Nachbar „B“ viele Tipps zur Pflanzenpflege gab. Im Gegenzug fuhr Nachbar „B“ die gemeinsamen Grünabfälle zur Deponie.
Der Mediator hinterfragt, welche Gefühle der Konflikt bei den jeweiligen Kontrahenten auslöst und ob er eventuell sogar zu gesundheitlichen Problemen geführt hat. Er lässt sich schildern, welche Konsequenzen der Konflikt bisher für den Einzelnen gehabt hat und welche Konsequenzen der Konflikt für den Einzelnen mit sich bringt, sollte der Konflikt nicht gelöst werden. Dadurch, dass eine direkte Kommunikation zwischen den Parteien nicht stattfindet, muss sich jede Seite die Argumente und Befindlichkeiten der anderen Partei anhören, ohne darauf antworten bzw. sich verteidigen zu müssen. Durch diese Vorgehensweise lassen sich die Aggressionen, die aus dem ungelösten Konflikt entstanden sind, minimieren. Beide Parteien können wieder emotionsloser über Ihren Konflikt nachdenken. Die Kontrahenten haben sich nun Ihren Frust und Ärger ungestört von der Seele reden können und auch den Frust und Ärger der Gegenseite wahrgenommen. In der Regel erkennen sie nun, dass auch die Gegenseite berechtigte Interessen in diesem Konflikt hat, auch wenn das nicht immer sofort zugegeben wird. Es ist die Aufgabe des Mediators, diesen Zeitpunkt in der Mediation zu erkennen.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Mediator jede Partei zu befragen, wie aus ihrer Sicht eine Lösung aussehen könnte. Auch hier läuft die Kommunikation ausschließlich zwischen der jeweiligen Konfliktpartei und dem Mediator. So kann jede Partei ihre Wunschlösung präsentieren, ohne dass die Gegenseite den Vortrag stört. Durch Befragen der jeweiligen Parteien versucht der Mediator nun zu klären, zu welchen Kompromissen die Kontrahenten bereit sind. Dabei gibt er Denkanstöße und hinterfragt weitere Lösungsmöglichkeiten. Der Mediator entwickelt nun auch selbst Vorschläge (wahrt dabei immer die Allparteilichkeit) für die Konfliktlösung und es kommt sehr oft vor, dass sich Lösungsmöglichkeiten auftun, die bisher durch die Konfliktparteien gar nicht in Betracht kamen. Sollte zu diesem Zeitpunkt ein Gesprächsklima erreicht sein, in dem die Konfliktparteien wieder relativ emotionsfrei miteinander sprechen können, so wird sich der Mediator „zurücknehmen“ und die „Verhandlungen“ zur Lösung des Konflikts nur noch begleiten. Die Parteien erarbeiten nun im Dialog selbst eine Lösung. Dass die Lösung von den Kontrahenten selbst entwickelt wird, ist Voraussetzung, dass die Lösung dauerhaft Bestand hat.
Wie zu Anfang bereits erwähnt, kann jede Mediation sehr unterschiedlich ablaufen. Das hängt natürlich immer von den Charakteren der Teilnehmer und von der Art des Konflikts ab. Die hier aufgezeigte Vorgehensweise bleibt aber im Grundsatz immer gleich. Dass die Mediation sich als ein erfolgreiches Verfahren bei Konflikten bewährt hat, kann man auch daran erkennen, dass immer mehr Gerichte in Deutschland vor Eröffnung eines Verfahrens den Parteien eine Mediation empfehlen.
Zitat Bundesministerium der Justiz: „Die Mediation bietet Bürgerinnen und Bürgern der modernen Zivilgesellschaft die Möglichkeit, Konflikte in einem transparenten Verfahren selbst aufzugreifen und mit Hilfe eines Mediators als neutralem Vermittler autonom zu lösen. Im Mittelpunkt des Verfahrens stehen die Interessen der Parteien. Gegenüber einem auf die Bewertung der Rechtslage fokussierten Gerichtsverfahren hat die Mediation mithin den Vorteil, dass die Betroffenen selbst viel besser etwaige ökonomische oder persönliche Gesichtspunkte berücksichtigen und so die bestmögliche Lösung mit einem Maximum an Akzeptanz vereinbaren können.“ … und spart Anwalts- und Gerichtskosten!
Ich hoffe, ich konnte das Prinzip der Mediation verständlich darstellen. Sollten Sie Verständnisfragen zu diesem Thema haben oder Bedarf an einer Mediation haben (ich kann Mediatoren vermitteln), schreiben Sie mir eine Mail [E-Mail].
Schlussbemerkung:
Nun gibt es leider Menschen, ich bezeichne sie als „Verhaltens-Rambos“, die sehr stark darauf fixiert sind, immer nur ihr „Ding“ durchzusetzen. Ihre Kommunikation ist fast nie „gewaltfrei“, sie kommunizieren vorwiegend im „kritischen/erziehenden Eltern-Ich, und Mediationen sind in der Regel aussichtslos. Man spricht hier auch von „Machtmenschen“. Diese Machtmenschen machen sehr oft die Erfahrung, dass ihnen nur wenig Widerspruch begegnet. Wer mag sich schon mit so einem Verhaltens-Rambo auseinander setzen; wer möchte sich mit so einem Menschen über unterschiedliche Meinungen austauschen? Das führt dazu, dass Machtmenschen den fatalen Schluss ziehen, dass Sie und Ihr Verhalten/ihre Meinung absolut richtig sind. Es widerspricht ihnen ja kaum jemand, und sie bewerten diesen Zustand zu oft als Zustimmung.
Im privaten Umfeld werden sie wahrscheinlich den Kontakt zu so einem Menschen meiden, bzw. ganz abbrechen. Im beruflichen Umfeld (besonders, wenn dieser Mensch noch Ihr Chef ist), wird es problematisch! Wenn Sie mit einem Machtmenschen-Chef „gesegnet“ sind, gebe ich Ihnen folgenden Rat: Lassen Sie sich nicht zu emotionalen Ausbrüchen provozieren. Bleiben Sie in Ihrer Sprache immer im Erwachsenen-Ich. Sprechen Sie mit Ihrem Macht-Chef nur auf der „Ich-Ebene“.
Ich fühle mich eingeschränkt Leistungsfähig, weil …
Ich könnte bessere Ergebnisse erzielen, wenn …
Mir wird die Freude an der Arbeit genommen durch …
So bieten Sie wenig Angriffsfläche, wenn Sie Ihrem Chef sagen möchten, dass sein Verhalten für Sie schwer zu ertragen ist. Sollten mehrere Aussprachen dieser Art ohne Erfolg bleiben, sollten Sie ernsthaft überlegen, das Unternehmen/die Abteilung zu verlassen. Selbst wenn Ihr wirtschaftlicher Erfolg darunter leidet, sollten Sie das in Erwägung ziehen, denn auf Dauer werden Sie durch diesen emotionalen Stress krank werden (Burnout) und auch Ihr privates Umfeld wird Schaden nehmen.
Matthias Dumpf für
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