Wissenswertes über den Biber

Der Biber ist an Schwalm, Niers, Nette und diversen Entwässerungskanälen in der Region mittlerweile keine Seltenheit mehr. Von 1981 bis 1989 wurden in der Nordeifel zwöf Paare frei gelassen. Über die Rur, Maas und bis in die Schwalm haben sich die Biber seitdem verbreitet. 1997 wurde das erste Tier im Kreis Viersen gesichtet. In 2020 waren achtzehn Reviere in Schwalm, Nette und Niers mit Nebenarmen bekannt. Mit steigender Tendenz …


Da der Biber in Deutschland über einen langen Zeitraum ausgerottet war (nur an den Elbauen hatten geringe Populationen überlebt), ist das Wissen über den Biber weitestgehend verloren gegangen.  Wir haben deshalb im Folgenden ein paar Fakten über den Biber und seine Auswirkungen in unserem Umfeld zusammengetragen.

Der Biber ist das größte Nagetier in Westeuropa. Er wird ca. 1,30 Meter lang, bis zu 30 Kg schwer und wird ca. zehn bis zwölf Jahre alt. Er wird öfters mit der Nutria und der Bisamratte verwechselt, aber die haben nicht den charakteristischen platten, haarlosen Schwanz wie der Biber und sind auch nur halb so groß.

Der platte Schwanz (Kelle) dient zur Steuerung, als Fettdepot und zur Temperaturregulation. Sein Fell hat teilweise bis zu 230 Haare pro Quadratmillimeter und wird regelmäßig mit „Bibergeil“ eingefettet. Dieses Fett benutzt der Biber auch zur Markierung seiner Reviergrenzen. Die Reviere werden gegenüber anderen Bibern heftig verteidigt. Aber auch Hunde und Füchse werden attackiert, wenn sie dem Biber zu nahe kommen. Seine scharfen Zähne und sein kräftiger Schwanz sind wirkungsvolle Waffen.

Neben dem fast wasserdichten Fell besitzt der Biber die Fähigkeit, viel Sauerstoff in seinem Blut zu speichern, welches ihm erlaubt, ca. 20 Minuten unter Wasser zu bleiben. Der Biber ist vorwiegend nachts und in der Dämmerung aktiv.

Die Biberdämme, die hier vor Ort an einigen Stellen existieren, bestehen aus Ästen, Zweigen, Blättern, Steinen und Erde (Schlamm). Der Biber ist beim Dammbau äußerst geschickt: Die Dämme können bis zu zehn Metern lang und zwei bis drei Meter hoch werden. Sie sind sehr stabil, denn der Wasserdruck des entstehenden Sees ist enorm. Um diesem Druck stand zu halten, verfügen die Dämme immer über einen kleinen Ablauf, um den Druck zu mindern. Das führt dazu, dass das aufgestaute Gewässer nach dem Damm nicht austrocknen.

In einem Biberrevier existieren bis zu vier „Biberburgen“ – die Unterkünfte der Biberfamilie. Der Eingang dieser Behausungen liegt immer unter dem Wasserspiegel, die Wohnhöhle aber immer trocken über dem Wasserspiegel. So können Fressfeinde nur sehr schwer bis gar nicht in den Bau eindringen. Der über dem Wasserspiegel liegende Bau ist zudem äußerst robust und mit den gleichen Materialien wie die Dämme gebaut. Aber der Biber legt auch Bauten in den Uferböschungen an und unterhöhlt diese mehrere Meter tief. Auch hier liegt der Eingang immer unter dem Wasserspiegel.

In einem Biberbau leben in der Regel ein Biberpärchen mit zwei bis vier Jungen. Die Jungen werden im Mai geboren und ca. zwei Monate gesäugt. Sie bleiben bis zu Geschlechtsreife bei den Eltern. So sind meistens zwei Generationen an Jungtieren im Bau. Nach zwei bis drei Jahren werden die ältesten Biberjungen aus dem Bau vertrieben und müssen sich ein neues Revier suchen. Dabei wandern sie zwischen 25 und 100 Kilometer weit, bis sie ein neues Zuhause finden.

Die jungen Biber sind zunächst wasserscheu und werden von den Eltern schon kurz nach der Geburt einfach in Wasser gestoßen. Schwimmen können die Biber von Natur aus. Schon von Geburt an haben Sie zwischen den Zehen der Hinterpfoten Schwimmhäute. Die Hinterpfoten dienen dem Biber als Paddel beim Schwimmen. An der zweiten Zehe besitzt der Biber eine Doppelkralle. Diese dient ihm wie ein Kamm zur Pflege des Felles.

Der Biber ernährt sich von der Rinde junger Äste, von Blättern, Wasserpflanzen, Schilf, aber auch von Feldfrüchten seiner Umgebung, wie zum Beispiel Mais und Korn.

Der durch den Biberdamm entstehende See dient als Schutz vor Feinden und zur „Zucht“ von Wasserpflanzen – so produziert der Biber seine Nahrung zum Teil selbst. Der Biber hält keinen Winterschlaf. Für diese Zeit legt er Vorräte unter Wasser an; so bleiben Rinde und Blätter über einen langen Zeitraum frisch. Sollte der Biber-See zufrieren, taucht der Biber unter dem Eis hindurch. Siehe oben (Tauchdauer).

Aber wie immer, wenn die Interessen von Tieren und Menschen kollidieren, müssen Lösungen gefunden werden, die beiden Seiten gerecht werden.

Die Dämme in unserer Region befinden sich sehr oft in Entwässerungsgräben, was zur Folge hat, dass die Entwässerung nur noch sehr eingeschränkt stattfindet und der Rückstau dazu führt, dass Grundstücke und Keller unter Wasser gesetzt werden können. Auch das fleißige Fällen von Bäumen durch den Biber führt zu Schäden in der Forstwirtschaft und gefährdet auch in der Nähe befindliche Menschen, da die angenagten Bäume oft nur einen Windstoß benötigen, um auf Wege und Bebauung zu stürzen.

Vielerorts gibt es deshalb mittlerweile einen Biber-Beauftragten/Bibermanagement, denn der Biber und seine Dämme stehen unter Naturschutz und Zuwiderhandlungen können mit einem Bußgeld von bis zu 50.000,- € geahndet werden. Das Bibermanagement soll dazu dienen, den Biber zu schützen, ohne dass größere Schäden für Menschen entstehen. Die Maßnahmen reichen dabei von Anlegung von Drainagen, die dazu dienen, den Biber-See nicht über eine kritische Größe hinaus anwachsen zu lassen, bis zur kompletten Entfernung des Damms.

Bäume werden verschiedentlich mit „Wübra“, angestrichen. Wübra besteht aus einem Gemisch aus Sand und Leim und sorgt dafür, dass der Biber an diesen Bäumen keinen „Geschmack“ mehr findet. Erkennbar an der grauen „Farbe“, mit der manche Bäume bis zu einer Höhe von 1,50 Metern angestrichen wurden.

Mehr über den Biber und Bilder gibt es hier: [Link]

Matthias Dumpf für

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