Das Eingangstor, unsere Stichwegpfähle und der Venekotensee – das sind ganz sicher Wahrzeichen für unsere Siedlung! Aber das vierte Wahrzeichen?
Ich meine, dass sind unsere vielen Eichhörnchen, die hier die Bäume rauf und runtersausen, mit gewagten Sprüngen von Ast zu Ast hüpfen und die manchmal nur mit knapper Not fahrenden Autos entkommen.
Das Eichhörnchen ist ein Nagetier und kommt mit seinen vielen verschiedenen Unterformen fast überall auf der Welt vor. Die bei uns lebenden Eichhörnchen gehören zu der eurasischen Gattung. Die Färbung des Fells reicht dabei von fuchsrot bis zum dunklen braun, wobei die Körperunterseite immer weiß bis hellgrau ist. Die Tiere besitzen eine Kopf-Rumpflänge zwischen 20 bis 25 cm und einem buschigen Schwanz von 15 bis 20 cm Länge. Sie wiegen zwischen 200 und 400 Gramm.
Die Hinterbeine sind überproportional lang, mit einer starken Muskulatur versehen, die für die enorme Sprungkraft der Tiere sorgen: Vier bis fünf Meter sind kein Problem. Mit dem langen buschigen Schwanz wird das Gleichgewicht beim Klettern ausbalanciert, und im Flug dient er als Steuerruder, um die Flugrichtung zu beeinflussen.
Für mich ist es faszinierend, dass Eichhörnchen als besonders „süß“ gelten und von fast allen Menschen als Mitbewohner im Garten gerne gesehen sind. Die „süßen“ Kerlchen sind aber alles andere als „liebe“ Tierchen!
Eichhörnchen sind Allesfresser, und im Frühjahr sind Vogelnester, egal ob Eier oder Jungvögel, beliebte Leckerbissen. Nicht paarungsbereite weibliche Tiere werden von den Männchen bis zur Erschöpfung gejagt. Gut zu beobachten, wenn das Jagen die Bäume rauf und kopfüber hinunter immer um den Baumstamm herum geht.
Die Paarungszeit reicht vom Ende der Winterzeit bis zum Spätfrühjahr. Nach 38 Tagen Tragzeit kommen pro Wurf bis zu sechs Jungtiere zur Welt. Sie sind dann fast nackt und blind und wiegen ca. sieben bis neun Gramm. Die Männchen werden nach der Geburt von den Weibchen vertrieben und beteiligen sich nicht bei der Aufzucht.
Nach ca. sechs Wochen verlassen die Tiere das Nest, das man auch „Kobel“ nennt. Die Jungtiere bleiben aber noch einige Monate bei der Mutter und „lernen“ von ihr, was sie für ihr späteres Leben benötigen.
Eichhörnchen legen bis zu vier Kobel an, in denen sie schlafen und die Jungtiere aufziehen. Die Nester sind kugelförmig mit einem Durchmesser von rund 60 Zentimetern und mit Tannennadeln, Moosen und Blättern ausgepolstert. Sie haben immer zwei Ein-/Ausgänge, um bei Gefahr schnell flüchten zu können.
Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf. Um die nahrungsarme Zeit zu überbrücken, legen sie in ihrem Revier viele Vorratsspeicher an. Im Winter werden diese Nahrungsreserven wieder ausgegraben. Entgegen der landläufigen Meinung, dass sich Eichhörnchen die Vorratsstellen merken können, trägt nur ihr ausgeprägter Geruchssinn zum Wiederfinden bei. Etliche Vorratsspeicher werden nicht wiedergefunden, die dann dort zum austreibenden der Samen führen. So pflanzen sich Eichhörnchen auf Dauer ihre eigenen Nahrungsquellen.
Eichhörnchen habe natürliche Feinde. Raubvögel, Wiesel, Baummarder und Katzen können dem Bestand zusetzen. Der größte Feind in unserer Gegend ist wie so oft der Mensch.
Eichhörnchen bauen Ihre Kobel in der Regel immer erst ab ca. sechs Meter über Grund oder ausnahmsweise in sehr dichten, hohen Hecken, die für ihre Fressfeinde nur schwer zugänglich sind. Gibt es nur kleinere Bäume oder einfaches Buschwerk, fehlt den Eichhörnchen die Ruckzugsmöglichkeit und der Platz zur Aufzucht des Nachwuchses.
Im Speiseplan der Hörnchen spielen Samen und Triebe der Bäume – vorzugsweise Nadelbäume, Buchen und Eichen – eine wichtige Rolle. Leider produzieren diese Baumsorten erst ab einem gewissen Alter diese Dinge in für die Eichhörnchen ausreichender Menge. Kiefern und Fichten erst ab ca. zwanzig Jahren, Buchen ab ca. 40 Jahren, Eichen erst ab ca. achtzig Jahren. Eichhörnchen-Populationen benötigen daher einen alten Baumbestand um satt zu werden.
Wenn wir uns in Venekoten und Umgebung umschauen, müssen wir feststellen, dass es so gut wie keine Fichten/Nadelbäume mehr gibt. Auch Eichen sind eher rar. Hinzu kommt, dass die Durchschnittshöhe der Bäume durch die vielen Ausdünnaktionen der Gemeinde und Grundstücksbesitzer sowie durch etliche Stürme deutlich geringer geworden ist (Mindesthöhe der Kobel). Daher besteht die Gefahr, dass es unser 4. Wahrzeichen in den nächsten Jahren nur noch in stark reduzierter Form geben wird.
In unserer Region sieht man, dass die Menschen Eichhörnchen zufüttern. Das ist zum Erhalt der Population hier vor Ort (siehe oben) erst einmal gut. Allerdings werden sehr oft Erdnüsse verfüttert, die aber aufgrund ihres geringeren Nährwertgehalts nicht so optimal sind. Nutzen Sie besser Walnüsse – oder noch besser, sorgen Sie für einen entsprechenden Baumbestand durch sparsames Abholzen und reichlicher Wiederaufforstung.
Siehe auch [Link].
Matthias Dumpf für
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