Bei diesem Thema muss man wohl zunächst einmal das in der Regel bzw. oft vorherrschende „kulinarische Kauderwelsch“ entwirren: Als „Meeresfrüchte“ bezeichnet man in Deutschland alle essbaren wirbellosen Meerestiere. Dazu gehören u.a. Krustentiere wie Garnelen, Scampi, Langusten, Hummer und Krebse sowie Weichtiere wie Muscheln, Schnecken und Tintenfische. Vor allen bei den Begriffen „Scampi“ und „Garnelen“ (letztere werden auch Krabben / Shrimps / Gambas / Crevetten / Prawns genannt) ist das Wirrwarr oft perfekt.
Im Gegensatz zu vielen überfischten Fisch-Arten stehen die meisten Meeresfrüchte (noch) nicht auf der sog. „Roten Liste“, wobei allerdings ihre Herkunft sowie die Art und Weise des Fangs bzw. der Züchtung ausschlaggebend sind. Im Apple-App-Store bzw. Google-Play-Store gibt es eine Smartphone-App namens „Fischratgeber“, in der man die aktuelle Lage nachlesen kann.
Ich beschränke mich hier auf diejenigen Meeresfrüchte, die mein Mann und ich am liebsten essen: Garnelen (Nordseekrabben / Back-Tiger-Shrimps), „echte“ Scampi, Tintenfische („Ringe“) sowie Muscheln (vorwiegend Mies- und Herzmuscheln).
Nordseekrabben und Miesmuscheln kaufen wir in hiesigen Supermärkten gerne frisch; alle anderen Meeresfrüchte erwerben wir in tiefgefrorenem Zustand im „Van der Zwan Vistotaal“ – einem „Fischgeschäft“ wenige Auto-Kilometer hinter der deutsch-niederländischen Grenze in Roermond. Jeden Donnerstag gibt’s dort in einem Raum hinter der Theke auch frischen Fisch und frische Meeresfrüchte diverser Couleur. Nähere Informationen findet man [Link] auf der Internet-Seite von „Van der Zwan Vistotaal“ (in holländischer Sprache). Bei unseren Einkäufen dort achten wir (sofern angegeben und möglich) in der Regel bewusst auf die jeweilige Herkunft und Fang-Methode (Züchtung / Wildfang) – der Einsatz von Schlepp- bzw. Grundnetzen ist für uns nicht akzeptabel, da sie den Meeresboden nachhaltig zerstören.
Garnelen (= Krabben) sind in unserem Land wohl die bekanntesten und beliebtesten Meeresfrüchte. Die leckeren Krustentiere überzeugen durch einen optimalen Gesundheitswert: Sie enthalten hochwertiges Eiweiß, wenig Fett sowie Vitamine und Mineralstoffe. Wir ziehen die etwas teureren Nordsee-Krabben aus geschmacklichen Gründen den preiswerteren Eismeer-Krabben vor. Nordsee-Krabben werden von Krabbenfischern in Netzen frisch gefangen und kommen dann (bereits auf dem Kutter) gekocht und danach (meist in Tunesien oder Marokko) fertig „gepuhlt“ und verzehrbereit auf den Markt – rechts das Foto eines Krabben-Kutters aus Greetsiel, darunter frisch gefangene Nordseekrabben noch auf dem Kutter und unten nach dem Kauf zum „Selberpuhlen“. Wer die Möglichkeit hat, sollte das „Puhlen“ mal selbst ausprobieren – sofern man nicht zu früh genervt aufgibt, hat man es in der Regel spätestens ab der zwanzisten Krabbe raus …
Die in diversen Größen angebotenen Black-Tiger-Shrimps (Riesengarnelen / Tiger Prawns / Gambas) sind nichts anderes als große Garnelen. Sie werden meist in warmen Küstengewässern gefischt (z.B. im Senegal) oder in asiatischen Ländern gezüchtet und oft mit Scampi verwechselt. Das Fleisch ist fest und geschmackvoll. Bei uns werden meist kleinere Varianten der Black-Tiger-Shrimps verkauft –bei „Van der Zwan Vistotaal“ erhält man alle Größen – original, mit und ohne Kopf oder auch bereits fertig geschält. Ich bevorzuge aus Kostengründen eine mittlere Größe; wir genießen die Shrimps gerne pur mit gutem Olivenöl oder auf Nudeln – am liebsten auf Spaghetti.
Der Scampo (Plural Scampi) gehört zur Familie der „Hummerartigen“ und ist im Gegensatz zur Garnele nicht gerade preiswert. In Deutschland wird er mitunter auch „Kaisergranat“ genannt. „Echte“ Scampi sind rötlich gefärbt (Garnelen haben roh dagegen eine grau-bläuliche Färbung); sie haben Scheren und einen deutlich breiteren Schwanz als Garnelen. Fertig zubereitet (geschält und gekocht) sind Garnelen und Scampi nur schwer voneinander zu unterscheiden – deshalb landet in Restaurants mitunter die günstigere große Garnele auf dem Teller, wenn ein Gericht mit Scampi bestellt wurde. Gefangen werden Scampi in Europa meist in Körben an der Nordsee, im Skagerrak und Kattegat. „Echte“ Scampi gehören neben Gambas auf jede gute (spanische) Meeresfrüchte-Paella.
Tintenfische (Sepia / Kalmare = länglicher Körper mit zehn dünnen Armen sowie Krake / Oktopus = beutelförmiger Körper mit acht kräftigen Armen und je zwei Saugnapfreihen) genießt man bei uns (anders als in südlichen Ländern) meist lediglich als sog. „Ringe“ oder auch als „Babies“ auf der beliebten Pizza „Frutti di mare“ – große bzw. ganze Tintenfische sind aufgrund ihrer Saugnäpfe nicht sonderlich beliebt. Tintenfische gelten laut MSC und WWF inzwischen als überfischt. Auch wir mögen die Saugnäpfe nicht besonders und ziehen die „Ringe“ vor – aber irgendwie gehört der Tintenfisch auf eine Pizza „Frutti di mare“ und auch auf eine gute (spanische) Paella. Bei „Van der Zwan Vistotaal“ erhält man (tiefgefroren) eine ausgesuchte Mischung diverser Meeresfrüchte, die auch (kleine junge) Tintenfische enthält und sich bestens für einen Pizza-Belag eignet.
Muscheln – insbesondere die bei uns sehr beliebte Miesmuschel und vielleicht noch die Herz- und Jakobsmuschel – genießen wir gerne als Miesmuschel „Rheinische“ bzw. eher „Eigene Art“ oder als Herzmuschel auf der Pizza und auf Spaghetti. Unsere Miesmuscheln stammen hier in Westeuropa meist aus der Zucht in Hänge- und Pfahlkulturen; diese Zucht auf solchen Muschelbänken ist ein wichtiges Gewerbe an allen Küsten der Welt. Besonders im Wattenmeer findet man große Mengen an Muscheln (vor allem Herz- und Miesmuscheln) im bzw. auf dem Watt. Andere bei uns angebotene Muschel-Arten werden vorwiegend in Japan und Südostasien gezüchtet oder stammen aus Wildfang im Nordatlantik (Norwegen). Allein in Europa werden jährlich um 100.000 Tonnen (!!) Miesmuscheln verzehrt.
Also: Lust auf Meeresfrüchte? Lecker oder eher Skepsis? Nun denn: Die Geschmäcker sind verschieden … Hier habe ich einige Fotos von den hierzulande beliebtesten Meeresfrüchten zusammengestellt – aufgenommen in meiner Küche bzw. bei einem Nordsee-Urlaub in Greetsiel. Lassen Sie sich inspirieren! Und am Ende finden Sie mein Meeresfrüchte-Lieblings-Rezept (Black-Tiger-Shrimps auf Spaghetti) …
Anschrift: Van der Zwan Vistotaal, Kerkeveldlaan 14, 6042 JX Roermond, Internet: [Link]
Öffnungszeiten: Di., – Fr., 09.00 – 18.00 Uhr / Sa., 09.00 – 16.00 Uhr
Silvia Harmßen für
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