Das ehemalige Munitionsdepot Brachter Wald

Das Naturschutzgebiet Brachter Wald verfügt über sechs Zugänge und 32 Kilometer ausgeschilderte, frei gegebene, meist asphaltierte Wege. Ein echtes Eldorado für Wanderer und Radfahrer …

Ab 1945 diente das Gelände der britischen Rheinarmee als Sprengplatz. Es wurden dort Blindgänger und alte Munitionsbestände gesprengt. Dadurch kam es öfters zu kleinen Waldbränden. Um diese zu verhindern wurde begonnen, naheliegende Waldbestände zu roden.

1948 wurden dann die ersten Wellblechhütten zum Lagern von Munition aufgestellt. In den folgenden Jahren wurden dann Splitterschutzwälle und feste Hallen gebaut und die Wellblechhütten hierdurch ersetzt. Ab 1952 wurde das Gebiet militärisches Sperrgebiet.

Der Aushub für die Splitterwälle wurde an zwei Stellen im Gebiet gewonnen. Heute sind diese Täler ein beliebter Tummelplatz für das Damwild. Im Herbst finden hier auch die Brunftkämpfe der männlichen Tiere statt. Die beste Zeit, um dieses Spektakel zu beobachten und zu hören, ist in den frühen Morgen- und späten Abendstunden des Spätherbstes.

Auf dem Gelände standen ca. 200 Hallen mit je ca. 300 qm Lagerfläche, in denen bis zu 45.000 Tonnen konventionelle Munition aufbewahrt wurden. Die Hallen waren durch ein 88 Kilometer langes Wegenetz, zum größten Teil asphaltiert, verbunden.

Eine Bahnlinie führte zum Elmpter Flughafen, um die dort damals stationierten Kampfflugzeuge mit Bomben und Raketen zu versorgen. Es gibt Spekulationen, dass hier auch zur Hochzeit des kalten Krieges Atomraketen gelagert wurden. Die britische Armeeführung hat das nie bestätigt, aber auch nie in Abrede gestellt.

Die Munition wurde ausschließlich per Bahn angeliefert. Um die Munition entladen zu können, wurden insgesamt vier Verladebahnhöfe errichtet. Zwei von ihnen waren überdacht. Die Reste der Bahnhöfe sind heute noch gut zu erkennen.

Das dazugehörige Schienennetz von 15 Kilometern Länge wurde nach der Schließung des Depots demontiert; auch die Munitionshallen wurden bis auf wenige Ausnahmen abgerissen. Heute zeigen nur noch die Betonfundamente und die Splitterwälle, wo diese Hallen standen. An einigen Stellen sind auch noch die Blitzableiter, vier Stück für jede Halle, zu erkennen – vier Holzmasten mit Stahlspitzen, die einen einschlagenden Blitz ins Erdreich ableiten sollten.

Auf dem Gelände gab es auch ein Heizkraftwerk, um die Verwaltungsgebäude mit Wärme und Strom zu versorgen. Auch diese Gebäude, so wie die große Torwache, wurden abgerissen. Am Haupteingang befand sich eine große Feuerwache mit einem 15 Meter hohem Aussichtsturm um eventuelle Brände auf dem riesigen zwölf qkm großem Gelände schnell orten zu können. Auf diesem Areal wird heute Sand und Ton abgebaut, und es wurde eine Deponie angelegt. Ein zweiter Wachturm ist erhalten geblieben; er steht im nördlichen Teil des Gebiets am Ende des Geländes an der niederländischen Grenze.

Auf der Zufahrstraße (St. Barbara-Str./Campinglatz) liegt mittlerweile fast zugewachsen, die ehemalige Kirche des Depots. Sie ist aus Wellblech-Teilen zusammengesetzt. Diese Bauweise heißt im Fachjargon „Nissenhütte“. Die Bezeichnung steht für eine von dem kanadischen Ingenieur und Offizier Peter Norman Nissen im Jahr 1916 entwickelte Wellblechhütte in Fertigteilbauweise mit halbrundem Dach. Das Kirchlein steht unter Denkmalschutz, aber wenn nicht bald einige Restaurierungsarbeiten durch geführt werden …

1976 kam es im Munitionsdepot zu einem großen Brand. Alle Feuerwehren der Umgebung benötigten mehre Tage, um den Brand zu löschen. Alte Venekotener berichten, dass auf dem Höhepunkt des Brandes die Polizei mit Lautsprecheransagen durch Venekoten fuhr und die Einwohner aufforderte, alles Wichtige zu packen, um beim Übergreifen der Flammen bzw. bei Detonationen der Munition notfalls fluchtartig Venekoten verlassen zu können.

1998 wurden große Teile des Geländes von der Stiftung NRW gekauft und zum Naturschutzgebiet erklärt. Auf dem restlichen Areal wird Ton und Sand abgebaut.

Das Material der Splitterschutzwälle besteht zum großen Teil aus Sand. Um die Waldbrandgefahr zu minimieren, wurden diese Wälle und große Freiflächen regelmäßig gemäht. Diese Vorgehensweise hat das Wachstum der Grauheide, die in Deutschland nur hier vorkommt, sehr günstig beeinflusst, da diese nur auf mageren Sandböden gedeiht. Im August und September blühen die Heideflächen lila, und man könnte meinen, man sei in der Lüneburger Heide.

Heute übernehmen die „Mäharbeiten“ eine Herde Moorschnucken, ausgewilderte Konigs-Pferde und eine Herde Galloway-Rinder. Hinzu kommen größere Bestände an Damwild und Wildschweinen.

Durch einen 22 Kilometer langen Zaun, der das Gebiet gegen jeden Zutritt abschirmte, konnte sich die Natur völlig ungestört entwickeln. Heute gibt es hier viele Tiere, Pflanzen und Pilze, die anderen Orts stark gefährdet sind. So unter anderem: Ziegenmelker [Link], Schlingnatter [Link], Moorfrosch [Link], Heidelerche [Link], Schwarzkehlchen [Link], Zauneidechse [Link], Feldgrille [Link], Keulenbärlapp [Link], Englischer Ginster [Link] und rund 600 verschiedene Pilzarten. Bitte beachten: Pilze sammeln ist hier verboten!

Die besten Stellen für eine Wildbeobachtung liegen im nördlichen (rechts vom Weg zum Weißen Stein) und im äußerst westlichen Teil des Munitionsdepots. Wer Glück hat, kann einen weißen Damhirsch (Albino) zu Gesicht bekommen. Gesehen habe ich ihn schon öfters, aber ein Foto von dem Tier ist mir bisher noch nicht gelungen. Der weiße Damhirsch hält sich meistens im westlichen Teil des Areals auf.

Das Naturschutzgebiet Brachter Wald verfügt über sechs Zugänge und 32 Kilometer ausgeschilderte, frei gegebene, meist asphaltierte Wege. Ein Eldorado für Wanderer, Inline-Skater und Radfahrer. Besonders für Rollstuhlfahrer und Nutzer von elektrischen Hilfsmobilen bietet dieses Gebiet eine Nähe zur Natur, verbunden mit sehr guter Befahrbarkeit, die seines Gleichen sucht [Link].

Hier noch zwei Links, die zeigen, wie es früher im Munitionsdepot aussah. Beim ersten Link sind leider einige Fotos zum Thema RAF (Rote Armee Fraktion) wegen der Namensgleichheit RAF (Royal Air Force) enthalten [Link 1], [Link 2].

Bitte bleiben Sie auf den markierten Wegen, halten Ihren Hund an der Leine (ist hier Pflicht), und lassen Sie die Pflanzen da wo sie sind! Nur so kann diese wertvolle Biosphäre erhalten bleiben!

Die Adresse für das Navi: Haupteingang: St.-Barbara-Straße, Brüggen-Bracht.

Matthias Dumpf für

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