Das Klosterdorf Steyl

In einem kleinen Wirtshaus wurde 1875 das Klosterdorf Steyl gegründet, mehrfach erweitert und vergrößert, bevor es 1972 den heutigen Ausbau-Zustand erreichte. Ein Besuch lohnt sich …

·  Geschichte / Wissenswertes
·  Missionsmuseum
·  Die Grotten im Museumspark
·  Der botanische Garten „Jochum Hof“
·  Die Doppelstock-Kirche St. Michael
·  Weltpavillion „Wereldpaviljon“
·  Das Schützenmuseum „Schutterij Museum“

Geschichte / Wissenswertes zum Kloster Steyl:

In einem kleinen Wirtshaus wurde 1875 das Klosterdorf gegründet. Der Gründer, Arnold Jansen, war ein deutscher Priester. Zur damaligen Zeit versuchte die Katholische Kirche ihren Machtbereich in dem nach dem Deutsch-Französischem Krieg (1870/1871) neu gegründetem Deutschland (Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) zu festigen. Durch den immer stärker werdenden Liberalismus und die politisch gewollte Trennung von Kirche und Staat sah die katholische Kirche ihren Einfluss in Deutschland gefährdet. Der damalige Reichskanzler Bismarck sah darin eine Einmischung in innere Angelegenheiten des neu gegründeten Staatenbundes – es kam zum „Kulturkampf“ zwischen Papst Pius IX und Bismarck [Link]. Dadurch war die Gründung eines Missionsklosters in Deutschland nicht mehr möglich, und Arnold Jansen wich in das niederländische Steyl aus.

Das Kloster wurde mehrfach erweitert und vergrößert, bevor es 1972 den heutigen Ausbauzustand erreichte. Zurzeit gibt es ca. 10.000 Missionare/innen in 80 Ländern der Welt. Die Missionare/innen arbeiten in Pfarreien, sozialen Einrichtungen und in verschiedenen sozialen Projekten.

In Steyl werden unter anderem auch Seminare für Nichtmitglieder des Ordens angeboten, z.B. Fastenkuren, Exerzitien, Tage der Besinnung und der Stille sowie Angebote für Zeit und Ruhe zur Prüfungsvorbereitung oder zum Schreiben von Bachelor- oder Masterarbeiten. Hier das aktuell Programmangebot [Link].

Übrigens: Der Name Steyl stammt aus der Römerzeit und hieß ursprünglich „Tegula“, was Dachziegel heißt. Schon damals wurde hier in vielen Gruben Ton abgebaut.

Das Missionsmuseum:

1897 wurde mit der Missionarsarbeit zunächst in China begonnen. Um den neuen Missionarsanwärtern einen Einblick in ihr zukünftiges Lebens- und Arbeitsumfeld zu geben, brachten die Missionare landestypische Tiere und Gegenstände mit zurück nach Steyl. Aus dieser Sammlung heraus entstand 1931 das Missionarsmuseum in seiner heutigen Form.

Es werden ca. 1.500 Exponate aus der Tierwelt ausgestellt. Dazu Skulpturen, Bekleidungen und Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus den Ländern, in denen die Missionare/innen tätig waren und sind.

1980 entschied die Klosterleitung, das Museum in seinem heutigen Zustand zu belassen.

Öffnungszeiten/Eintrittspreise:

Montags und am 25. Dezember ist das Museum grundsätzlich geschlossen. Im Winterhalbjahr  (01.11. bis 20.03.) öffnet das Museum zwischen 13.00 und 17.00 Uhr. Im Sommerhalbjahr (21.03. bis 31.10.) ist das Museum an Wochentagen von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr. Die Eintrittspreise: Erwachsene, 7,00 €, Kinder/Jugendliche bis 17 Jahre 3,50 €.

Die Grotten im Museumspark:

Um Zugang zu den Grotten zu erhalten, müssen Sie sich am Eingang zum Hauptgebäude des Klosters (gegenüber vom Parkzugang) die Schlüssel für die Eingangstüren holen. Die erhält man unter Angabe seines Namens und seiner Telefonnummer kostenfrei.

Direkt hinter den Zugangstoren der Grotten befindet sich ein Lichtschalter und eine kleine Tafel mit dem Datum des Baus der Grotte. Bitte nach Verlassen der Grotte das Licht wieder ausschalten und abschließen!

Die Grotten dienten und dienen den Gläubigen und Klosterbewohnern dazu, Zeit und Ruhe für Gebet und innere Einkehr zu ermöglichen. Die Grotten sind künstlich angelegt und zeigen in Nischen und Hohlräumen Heilgenfiguren und Bibelsprüche.

Der botanische Garten „Jochum Hof“:

Nicht weit vom Eingang des Museums, leicht versteckt hinter hohen Mauern, liegt der Botanische Garten „Jochumhof“. Er wurde schon 1799 in Teilen angelegt. 1933 erweiterte Pater Peter Jochum (Mitglied des Steyler Ordens) die Anlage mit Pflanzen und Samen, die die Missionare aus aller Welt mitbrachten. Der Botanische Garten diente zur Unterstützung des Biologieunterrichts im Kloster und wurde ständig ergänzt. 1971 wurde der Garten in eine Stiftung überführt und nach Pater Jochum benannt. Bis heute wird die Anlage durch die Stiftung „Botanische Tuin Jochumhof“ gepflegt. Dies geschieht weitestgehend mit ehrenamtlichen Helfern.

Heute gibt es im Jochum Hof einen Steingarten, einen Kräutergarten, ein Gewächshaus mit seltenen Kakteenarten einen mediterranen Garten sowie einen Naturlehrgarten.

Etwas ganz Besonderes ist die Sammlung versteinerter Pflanzen (aus dem Tiglien, ca. 1,5 Millionen Jahre vor unserer Zeit), die aus den Tongruben der Umgebung stammen und hier besichtigt werden können. Einige dieser Pflanzen findet man noch heute im Jochumhof.

Eintrittspreise: Erwachsene 3,00 €, Kinder unter zwölf Jahren haben freien Eintritt. / Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 11.00 bis 17.00 Uhr (im Winterhalbjahr 11.00 bis 15.00 Uhr). [Link]

Die Doppelstock-Kirche St. Michael:

Hinter dem Hauptgebäude des Klosters, direkt an der Maas, liegt die Doppelstock-Kirche St. Michael. Sie hat in der Tat zwei Stockwerke. Der untere Teil ist eher schlicht gehalten und dient dem Gebet für Jedermann. Hier ist auch Arnold Jansen beigesetzt worden.

Der obere Teil der Kirche ist nur sonntags geöffnet und nur vom Kloster aus zu erreichen. Dieser Teil der Kirche ist prachtvoller gestaltet und besitzt eine seltene, mit Goldornamenten verzierte Orgel von 1888, die 1937 aufwändig restauriert wurde.

Der Weltpavillion „Wereld“:

Am Ende des Klosterdorfes, kurz vor dem Maasufer, liegt der „Wereldpaviljon“. In diesen Räumlichkeiten können Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren und Jugendliche zwischen zwölf und sechzehn Jahren mehr über die Länder Nicaragua und Ghana erfahren.

Für beide Gruppen beginnt die „Reise“ in einem echten Flugzeugrumpf. Ein Flugkapitän erklärt den Flug nach Nicaragua, bzw. nach Ghana. Er wird dabei unterstützt, in dem im Innenraum ein Film über die Flugreise gezeigt wird. Nach der Landung geht es durch eine improvisierte Zollstation in die Welt von Nicaragua bzw. für die Älteren nach Ghana.

Nicaragua:

Die Kinder werden in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe geht „arbeiten“ (z.B. Schuhe putzen, oder Mithilfe bei der Kakaobearbeitung). Die zweite Gruppe geht in die „Fabrik“, wo Papierblumen und Fahnen gebastelt werden; alternativ können Schmuck und Glücksamulette hergestellt werden. Die dritte Gruppe geht in eine landestypische Schule und lernt etwas spanisch. Nach 45 Minuten wechseln die Gruppen, so dass jede Gruppe alle Themen durchlaufen kann.  Danach gehen alle Kinder zur Bank, wo Sie Ihren Lohn für die geleisteten Arbeiten erhalten. Diesen Lohn liefern sie an eine imaginäre Mutter ab, die dafür etwas zu Essen und zu Trinken kauft.

Sinn dieser Veranstaltung ist, Kindern zu zeigen, wie in Ländern der Dritten Welt gleichaltrige Kinder leben (müssen). Die Themen „Kinderarbeit“ und „fairer Handel“ werden auf diese Weise verdeutlicht und begreifbar gemacht.

Ghana:

Die ältere Gruppe geht nach dem Zoll in den Ghana-Bereich. Dort erhalten die Besucher „Virtual Reality Brillen“. Mithilfe dieser Brillen erleben die Jugendlichen eine Busfahrt von einer Stadt auf das Land und können so die krassen Unterschiede in Ghana zwischen Stadt und bäuerlicher Umgebung erfahren. Danach kann mit landestypischen Musikinstrumenten „musiziert“ werden.

Auch die Themen „Sklavenhandel“ und „Flüchtlinge der Neuzeit“ werden angesprochen. Höhepunkt dieser Station ist eine Bootsfahrt mit anderen Flüchtlingen von Libyen nach Lampedusa. Durch die Virtual Reality Brillen entsteht eine beeindruckende Wirklichkeit.

Das Erlebniszentrum wurde 2015 von einer niederländischen Fachjury zu den drei besten sozialen Ausflugszielen der Niederlande gekürt. Die Mitarbeiter im Wereldpaviljon arbeiten alle ehrenamtlich!

Die „Wereld“ ist sonntags und mittwochs von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Man kann aber jederzeit individuelle Besuchstermine buchen (ab 15 Personen). Der Eintritt kostet für Kinder/Jugendliche 3,50 €, für Erwachsene 6,50 €, für Gruppen ab 15 Personen 2,50 € / 5,50 €.

Das Schützenmuseum „Schutterij Museum“:

Nicht weit von der Klosteranlage befindet sich das Schutterij Museum (den schwarzen Schildern mit weißer Schrift folgen, Rozenstraat 18).

Es ist durchaus einen Abstecher wert. Im Museum kann man eine große Anzahl von farbenprächtigen Uniformen betrachten. Dazu gibt es verschiedene Scheibengewehre, die auch heute noch in den Schützenvereinen benutzt werden.

In den Niederlanden wird auf Holzrahmen, in denen kleine Stangen als Ziel dienen, geschossen. Diese Holzrahmen sind auf langen Stangen, ca. fünf bis acht Meter über der Erde befestigt. Wenn man über die Autobahn Richtung Roermond fährt, kann man diese langen Stangen mit den Rahmen am Ende linker Hand, kurz vor der Auffahrt Richtung Venlo, sehen.

Eintritt: 5,00 €. Öffnungszeiten: montags und dienstags geschlossen, an allen anderen Tagen von 13.00 bis 17.00 Uhr. [Link]

Sonstiges:

Anfahrt zum Klosterdorf: Für das Navi: Klosterstraat, Steyl, Niederlande. Parken: Es gibt vier ausgeschilderte Parkplätze rund um die Klosteranlage; am günstigsten ist der vor dem Hauptgebäude auf der Klosterstraat. Cafés: Rund um das Kloster gibt es mehre Cafés (den Schildern folgen). Wer sich noch eine kleine Bootsfahrt gönnen möchte, setzt mit der Fähre über die Maas zum Café /Restaurant „MAES 21“.

Links:

[Link 1] / [Link 2] / [Link 3]

Auch für Kinder ab ca. fünf Jahren ist der Besuch im Klosterdorf interessant; besonders das Missionsmuseum und die Grotten sind für diese Altersklasse bestimmt spannend.

Wir wünschen erlebnisreiche Stunden im Klosterdorf Steyl!

Matthias Dumpf für

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