Thorn - das weiße Städtchen an der Maas

Nur wenige Kilometer südwestlich von Roermond liegt das historische Städtchen Thorn. Etwa im Jahr 940 wurde an dieser Stelle ein Nonnenkloster und eine dazu gehörende Abtei erbaut. Nach 1300 wurde das Kloster in ein weltliches Stift, welches nur hochadligen Damen vorbehalten war, umgewandelt. Es war von da ab eher eine elitäre Ausbildungsstadt für Damen aus ganz Westeuropa. Namen wie, „Manderscheidt-Blankenheim“, „zu Nassau“, „Salm-Reiferscheidt“, „Hessen-Rheinfels-Rotenburg“ belegen die Exklusivität dieses Stifts. Die letzte Äbtissin, im Rang einer Fürstin, war eine Enkelin des österreichischen Kaisers.

Die Damen hatten Personal, lebten in herrschaftlichen Häusern und durften auch heiraten. Sie mussten kein Gelübde ablegen, nur die Nächte mussten sie in einem Schlafsaal der Abtei verbringen. Die Damen lebten von den Steuereinnahmen ihrer Ländereien und durften persönliches Eigentum besitzen. Im Jahre 1310 baten die Damen den damaligen Papst um die Genehmigung, ihre schwarze Ordenskleidung ablegen zu dürfen. Rund 200 Jahre später, 1497, wurde ihrem Ersuchen durch Papst Alexander VI stattgegeben, und die Damen durften sich in weiße Seide hüllen. Da sage mal einer, unsere Behörden arbeiteten langsam!

Die Äbtissinnen des Reichstifts Thorn besaßen ab 1300 neben der kirchlichen auch weltlichen Macht. Das kleine Fürstentum durfte sogar eigene Münzen prägen. Mit der französischen Revolution und dem Einzug französischer Soldaten in Thorn flüchteten die Damen. Die leeren Gebäude wurden von den Besatzern in Besitz genommen und teilweise abgerissen. Nur die Abteikirche blieb erhalten.

Nach dieser Zeit versank die Stadt in der Bedeutungslosigkeit, was aber erheblichen Anteil am Erhalt der heutigen Bausubstanz hatte, da man schlicht kein Geld hatte, neue Häuser zu bauen (über 100 Häuser in Thorn stehen heute unter Denkmalschutz). Aus dieser Zeit stammt auch das heutige Wahrzeichen der Stadt Thorn, die weiß gestrichenen Häuser: Die Franzosen erhoben eine Steuer, die sich aus der Größe der Häuserfenster errechnete. Da die herrschaftlichen Häuser der geflohenen Stiftsdamen für damalige Verhältnisse große Fenster hatten, entstanden den neuen Besitzern größere Kosten. Um diese Steuer zu senken, verkleinerten viele Hausbesitzer die Fenster mittels Mauersteinen. Das sah natürlich nicht besonders hübsch aus und dokumentierte darüber hinaus die geringen finanziellen Mittel des Hausbewohners. Um diesen Umstand nicht so offensichtlich zu machen, wurden die Häuser weiß gestrichen.

Tipps für den Besuch:

Schuhwerk:

Fast ganz Thorn ist mit Flusskieseln aus der Maas gepflastert, welche die Wege sehr holprig macht. Feste Schuhe sind daher empfehlenswert!

Stiftskirche:

Sehenswert ist der Hochaltar von 1769, geschnitzte Holzfiguren aus dem 14. und 15. Jahrhundert und die Krypta mit Reliquien und Mumien.

Die Stiftskirche ist im Sommer täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet; in den Monaten November bis März nur am Samstag und Sonntag von 11.00 bis 16.00 Uhr. Eintrittspreis 3,00 €.

Tipp: Holen Sie sich vor dem Besuch im VVV-Büro (150 Meter) Informationsunterlagen; siehe auch unten „Empfehlungen“!

Museum „Het Land van Thorn“:

In diesem Museum (50 Meter vom VVV-Büro) wird die Geschichte Thorns mittels vieler Exponate dargestellt. Besonders ansehenswert ist das „Panorama Thorn“, ein Modell der Stadt Thorn.

Öffnungszeiten: Montags geschlossen, Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 16.00 Uhr. Eintritt Erwachsene 3,50 €

Empfehlungen:

Starten Sie Ihren Rundgang an der Touristinfo VVV am großen Marktplatz – ist von den Parkplätzen aus gut ausgeschildert. Holen Sie sich dort den „Stadtspaziergang Thorn“. Dieser Führer bringt Sie zu allen sehenswerten Gebäuden/Plätzen und informiert über alles Wissenswerte. Im VVV Büro können Sie sich auch kostenlos den „Pickup-Audio“ leihen (20,00 € Pfand). Über in der Stadt und an den Gebäuden angebrachte Transponder erhalten Sie per Kopfhörer interessante Informationen zu Gebäuden und Plätzen.

In den Sommermonaten kann man von Thorn aus mit einem Ausflugsschiff Rundfahrten auf der Maas machen (Thorn – Maasbracht – Wessem – Thorn).

Im Juli und August tägliche Abfahrt um 12.30 Uhr, 14.45 Uhr und 17.00 Uhr; Dauer ca. 1,5 Stunden. In den Monaten April bis einschließlich Oktober nur am Samstag, Sonntag und Feiertagen, mit gleichen Abfahrtzeiten.

Ca. zwei Kilometer nördlich vom Thorn-Zentrum liegt die Kapelle „Onder de Linden“, erbaut 1625. Ein Anschauen lohnt [Link]!

Gastronomie:

In Thorn gibt es mehrere urige Gaststätten – z.B. „Kanunnikessehuys“ von 1625, Kaffees und Pfannkuchenhäuser. Die Preisgestaltung ist trotz des touristischen Hotspots „zivil“.

Links zu weiterführenden Informationen:

[Link 1] / [Link 2] / Link 3]

Mehr Fotos von Thorn:

[Link]

Anfahrt:

Die A52/N 280 Richtung Roermond. Über die Maas und an der Ausfahrt Itterfort abfahren und links der N 273 bis zum Abzweig Thorn folgen. In Thorn den ausgeschilderten Straßen zu den Besucherparklätzen folgen (Empfehlung: Parkplatz „Meers“ benutzen, liegt dem Zentrum am nächsten) In ganz Thorn gilt Parkverbot! Nur Anwohner (Vergunninghouders) dürfen in der Stadt parken.

Wir wünschen einen erlebnisreichen Besuch in Thorn!

Matthias Dumpf für

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